Sonnenblumenöl: ein ausgezeichnetes Mundpflegeöl

Sonnenblumenöl hat einen schlechten Ruf. Leider nicht nur in der Ernährung, sondern
inzwischen auch als Pflegeöl. Vorweg: Warum hat Sonnenblumenöl so einen schlechten Ruf? Leider werden Ergebnisse von raffinierten Ölen, die innerlich eingenommen werden,
auf die äußere Anwendung übertragen. Sonnenblumenöl ist ein ausgezeichnetes Haut- und Schleimhautpflegeöl, vorausgesetzt es ist ein natives, unraffiniertes Sonnenblumenöl.

Bei der Raffination wird ein Teil der hochungesättigten Linolsäure zu deformierten Industrie-Fettsäuren (Isomeren) umgewandelt. Körperfremde bzw. unphysiologische Fettsäuren sind für den Organismus und Hautstoffwechsel problematisch, da es keine passenden Enzyme gibt, um die unphysiologischen Fettsäuren in den Stoffwechsel zu integrieren. Auch die wertvollen sekundären Pflanzenstoffe (Fettbegleitstoffe) werden entfernt. Sonnenblumenöl wird vorrangig von der Linolsäure geprägt. Sie soll der Übeltäter sein.

Stimmt das überhaupt? Nein! Schauen wir uns Sonnenblumenöl näher an.

Inhaltsstoffe:

  • Linolsäure: ca. 60-65 %
  • Ölsäure: ca. 24-40 %
  • Gesättigte Fettsäuren: ca. 12 %
  • Viele weitere Fettsäuren
  • Fettbegleitstoffe: 0,5-1,5 % (Vitamin E-Komplex, Phytosterole, Aromen, Squalen,
    Lecithin etc.)

Ein Pflanzenöl hat ca. 30 verschiedene Fettsäuren. Jede Fettsäure, auch in geringster
Konzentration, hat einen biologischen Sinn. Dazu kommen weit über 100 verschiedene
sekundäre Pflanzenstoffe (Fettbegleitstoffe), die viele wichtige Funktionen erfüllen. Ein
Pflanzenöl nur auf eine Fettsäure wie z.B. Linolsäure zu reduzieren, ist wissenschaftlich nicht korrekt. Linolsäure ist eine essentielle Fettsäure, die der Körper nicht synthetisieren kann.

Sie ist für die Gesundheit des Menschen unentbehrlich, wobei die Linolsäure für die Haut- und Schleimhautpflege von großer Bedeutung ist.

Gesundheit beginnt im Mund:

Die Mundhöhle ist buchstäblich der schmutzigste Ort im Körper. Da kommt der hauchdünnen Mundschleimhaut mit dem Speichel bei der Abwehr von ungezählten Mikroorganismen, Krankheitserregern sowie Fremd- und Giftstoffen eine besondere Bedeutung zu. Denn krankmachende Keime, Toxine etc. sollten möglichst nicht in den Körper gelangen.

So erfüllen die Epithelzellen der Mundschleimhaut zahllose immunologische Aufgaben. Unterstützt werden sie von Abwehrzellen wie Langerhans-Zellen, Lymphozyten und Makrophagen sowie dem Speichel, der u.a. antibakterielle Substanzen enthält.

Der Speichel ist ein begehrter Lebensraum für physiologische Keime: die Mundflora oder das Mundmikrobiom. Sie bilden ein komplexes Ökosystem. Ein ausbalanciertes Mikrobiom ist eine hocheffiziente „Schutztruppe“ und gehört zum angeborenen Immunsystem. Normalerweise halten die „guten“ physiologischen Keime krankmachende Keime in Schach. Wenn jedoch das Gleichgewicht kippt, sei es durch Stress, falsche Zahnpflege oder hoch verarbeitete Lebensmittel, können sich krankmachende Keime
übermäßig vermehren.

Eine Fehlbesiedelung, also ein Ungleichgewicht (Dysbiose) im Mund kann langfristig zu Entzündungen, Karies oder Parodontitis führen. Das hat weitreichende
Folgen für den gesamten Körper.

Konventionelle Zahnputzmittel:

Konventionelle Zahnpflege konzentriert sich primär um die Vernichtung von krankmachenden Keimen. Es wird leider nicht beachtet, dass diese Mittel
wie Parabene, Tenside, Konservierungs- und Desinfektionsmittel in Zahnpasten und Mundspülungen auch die lebenswichtigen guten Keime (Probiotika) vernichten.

Das kann langfristig zu einer Dysbalance des Mundmikrobioms führen und es kommt zu Entzündungen oder stillen Entzündungen der Mundschleimhaut. Für die unphysiologischen Designermoleküle gibt es keine Entgiftungsenzyme. Das heißt: Der Körper hat kein Konzept, die Stoffe vernünftig um- und abzubauen. Nun muss das angeborene Immunsystem diese schwere Arbeit erfüllen. Das heißt: Das Abwehrsystem wird ständig hochgefahren und produziert Zytokine, die Entzündungen fördern. Außerdem gelangen niedermolekulare Stoffe über die dünne Schleimhaut in den Blutkreislauf. Die PEGs machen die Mundschleimhaut poröser, sodass Xenobiotika und Keime schneller in den Organismus gelangen.

Sonnenblumenöl: Ein hervorragendes Mundpflegeöl:

Sonnenblumenöl hat sich gerade für
das Ölziehen sehr bewährt. Es fördert die Regeneration der Schleimhaut, die Wundheilung und reduziert Zahnbeläge. Außerdem liefert ein natives Öl wichtige Bausteine wie z.B. Phospholipide für Zellmembranen und neugebildete Zellen. Das Öl sorgt für ein ausbalanciertes Schleimhautmikrobiom, denn es ist selektiv leicht antimikrobiell. Das heißt, das Öl vernichtet nur krankmachende Keime und fördert ein abwehrstarkes Mundmikrobiom.
Beim Ölziehen findet eine Emulgierung und Verseifung des Öls im Mund statt, wodurch die reinigende und desinfizierende Wirkung des Ölziehens unterstützt wird.

Sekundäre Pflanzenstoffe (Fettbegleitstoffe): kleine Mengen – große Wirkung:

Ein natives Pflanzenöl enthält viele Fettbegleitstoffe wie z.B. Aromen, Polyphenole, Sterole, Carotinoide, Vitamin E-Komplex etc. Sie sind unter anderem Zellschutzmittel, denn sie sind Radikalfänger, fördern die Wundheilung, sind selektiv wirksam gegen pathogene Keime, entzündungshemmend und antitumoral. So gehören Phytosterole, Terpene (Duftstoffe) und Carotinoide zu den sogenannten Blocking Agents (Blockierungsmitteln) und Suppressing Agents (Unterdrückungsmitteln).

Die Blocking Agents sind Stoffe, die unter anderem in der Lage sind, bestimmte Enzyme zu unterdrücken, die für die Bildung krebserregender Substanzen verantwortlich sind.

Die Suppressing Agents sind Stoffe, die unter anderem das
Wachstum von Krebszellen unterdrücken können. Linolsäure wirkt stark entzündungshemmend. Sie wird durch das hauteigene, epidermale esterspaltende Enzym 15- Lipoxygenase (15-LOX) zu ungesättigten Hydroxyfettsäuren mit entzündungshemmenden Eigenschaften oxidiert. Da Entzündungen im Mund immer mehr zunehmen, ist das Ölziehen mit Sonnenblumenöl ein ausgezeichnetes Prophylaxe-Öl.

Literatur:
von Braunschweig, R. Pflanzenöle; 8. Akt. Auf. Stadelmann Verlag, 2023
von Braunschweig, R. Das große Buch für die gesunde Haut; Stadelmann Verlag,
2022
von Braunschweig, R.; Klee, S. Gesund im Mund, Joy Verlag, 2022
Krist, S. Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, 2013
Lautenschläger, Dr. Hans; Korneotherapie: Bindeglied zwischen Dermatologie und
Kosmetik, Deutscher Apotheker Verlag, 2022

Verfasst von:
Ruth von Braunschweig, Heilpraktikerin, Diplom - Biologin, Aromatologin

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